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Read book online «The Satori Chore by Selia Ascrala (books to read for 12 year olds TXT) 📕».   Author   -   Selia Ascrala



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irgendwie schien es uns beiden aber nichts mehr auszumachen. Nicht, dass es ihm jemals etwas ausgemacht hätte.

 

Die Zeit verging und wir wuchsen. Ich brachte mir innerhalb von kürzester Zeit das Krabbeln bei; Neue Möglichkeiten boten sich mir. Ich war von Natur aus neugierig. Aber von unten sah alles so viel größer aus. Also brachte ich mir auch das Laufen bei. Mein Bruder und meine Mutter waren ganz überrascht, als sie mich zum ersten Mal laufen sahen, feierten es mit mir aber ausgiebig. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich zielbewusst zu Kiho gedreht und mit beiden meiner Hände seine runden Wangen gepackt und lachend reingekniffen.

„Ow, Imouto!“, hatte er erschrocken geqietscht.

 

Wochen vergingen, dann Monate, und schließlich flogen schon vier Geburtstage an mir vorbei. Kaasan kümmerte sich wirklich prächtig um uns. Sie war eine großartige Mutter, und es tat mir wirklich sehr Leid, dass ich ihr das Leben am Anfang so schwer gemacht hatte. Ich hatte später herausbekommen, dass sie sich gleichzeitig auch noch um Kiho kümmern musste, welcher wegen meinem Geschrei nicht einschlafen konnte, oder wieder aufwachte. Ich war gerade eins geworden, als ich es herausfand und als Wiedergutmachung hatte ich eines Tages entschlossen in ihre Augen geblickt, als sie wieder in meine sah, und mein zweites Wort ausgesprochen: „Kaa-san.“ Sie hatte es verdient. Sie war eine gute Mutter. Eine der besten Mütter. Und obwohl ich meine unendlich vermisste, war ich froh Kaasan zu haben. Sie verdiente es.

Sie hatte geweint. Aber aus Freude.

 

Kaasan hatte früh bemerkt, dass ich schlauer war, als das was ich preisgab. Am Anfang las sie uns nur Geschichten vor, die immer komplizierter zu werden schienen. Später legte sie uns Übungsblätter hin, die wir mit ihr zusammen bearbeiteten. Als ich eines Tages meine Blätter mit Kiho’s verglich, bemerkte ich überrascht, dass ich viel schwierigere Aufgaben hatte. Natürlich fand ich sie nicht schwer, aber das war der Augenblick gewesen, in dem ich realisierte, dass Kaasan nichts entging.

 

Doch die beschwerdelosen Zeiten sollten bald ein Ende finden.

 

Ich rieb mir gerade die Müdigkeit aus den Augen und trat aus meinem Zimmer, als Kiho auf einmal wie aus dem Nichts auftauchte und mir einen nassen Kuss auf die Wange drückte. Natürlich tat er dies mittlerweile nicht mehr. Eigentlich. Er war schon fünf, ich gerade erst vier. Aber um mich zu necken tat er es mit Absicht. Es war sozusagen unser tägliches Ritual geworden, eine merkwürdige Art und Weise, mit der wir uns zeigten, wie gern wir uns hatten.

„Ewwww, Kiho-Nii, du Baka!“, rief ich aus und klatschte ihm reflexartig meine rechte Handfläche ins Gesicht.

„Ohmpf“, machte er und hielt dann lachend eine Hand auf die eine Gesichtshälfte, die nun rot wurde. „Entschuldige, Imouto. Ich konnte mich nicht zurückhalten. Guten Morgen!“

Ich lächelte ich an und nickte. „Morgen, Nii-san. Lass uns etwas essen gehen, bevor Kaasan uns in den Kindergarten bringt.“

Was ich so toll an unserer Beziehung fand war, dass wir uns nicht wie übliche Geschwister über Kleinigkeiten zankten. Immerhin war ich nie eine kleine, nervige Schwester gewesen und er hatte mich von Anfang an irgendwie unglaublich lieb gehabt. Natürlich hatte ich ihm, wenn Kaasan gerade nicht da war, einiges erklärt und beigebracht. Er schien die Tatsache zu lieben, eine überdurchschnittlich intelligente jüngere Schwester zu haben. Beschützte mich daraufhin im Kindergarten nur noch mehr vor anderen Kindern.

Nicht, dass das nötig gewesen wäre. Er hatte diesen Beschützerinstinkt eines Bruders. Irgendwie war es ja schon süß ...

Und ich wusste endlich, wie ich aussah. Ich hatte ebenfalls dieses braunschwarze Haar, wie das meines Bruders. Meine Augenfarbe war braun, nicht schwarz, wie Kiho’s. Die Form meiner Augen waren ... ein wenig asiatisch. Man konnte es heraussehen. Aber trotzdem hatte sich beim ersten Anblick ein Runzeln auf meine Stirn geschlichen.

 

Als wir in die Küche eintraten, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte.

Kaasan stand mit kreidebleichem Gesicht in der Küche und stützte sich mit einer Hand an der Arbeitsplatte ab. Auf den ersten Blick sah sie nur nachdenklich aus, doch meine Augen waren trainiert genug, um die Panik hinter ihren Iriden zu erkennen. Außerdem lief normalerweise der Fernseher oder das Radio mit den aktuellsten Nachrichten. Diesmal war alles stumm.

 

Was war passiert?

 

„Kaasan?“, fragte Kiho unsere Mutter besorgt, die anscheinend erst jetzt aus ihrer Starre herausbrach und uns bemerkte. Schnell setzte sie ein falsches breites Lächeln auf und versuchte Kiho und mich zu beruhigen.

Ich spielte vorerst mit, da Kiho sich anscheinend hatte überzeugen lassen, beobachtete Kaasan aber die ganze Zeit aufmerksam.

Nach einer Weile, als wir fertig gefrühstückt hatten und es Zeit wurde in den Kindergarten gefahren zu werden, passierte etwas ganz Merkwürdiges. Als Kiho anmerkte, dass wir zu spät zum Kindergarten bleiben würden, wurde Kaasan wieder ganz nervös. Sie lächelte uns unsicher an, steckte unbeholfen eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr und sagte schließlich: „Heute gibt es kein Kindergarten. Wie wäre es, wenn wir stattdessen ein Filmtag hier zu Hause machen? Hm, wie klingt das, meine Sternchen?“ Natürlich freute sich Kiho und jubelte so stark, als hätte er soeben in der Lotterie gewonnen. Ich beobachtete die Situation mit zusammengekniffenen Augen

Doch als sie sich wegdrehte murmelte sie noch etwas, dass wahrscheinlich nicht für meine Ohren gedacht war und was mich nur mehr besorgte und zugleich verwirrte.

„Und ihr werdet ab jetzt auch nicht mehr in den Kindergarten gehen.“

 

* * *

 

Es war ein Freitagmorgen, als es passierte. Kiho und ich waren alleine zu Hause, weil Kaasan Lebensmittel einkaufen gegangen war. Sie nahm uns nicht mehr mit nach draußen. Und jedes Mal, wenn sie nach draußen ging, schien sie ängstlich zu sein.

Zur Sicherheit hatte sie sogar eine sicherere Alarmanlage und Tür gekauft, nachdem eine Gruppe von Menschen sich vor unserer Wohnung versammelt hatten und unverständliche Sachen durcheinanderriefen. Sie hatten an die Tür geklopft und freundlich gefragt, ob Kaasan die Tür öffnen könnte, doch sie hatte uns fest an ihre Seite gezogen.

Angstschweiß rollte über ihre Stirn, als sie sich zu uns bückte und sagte: „Ihr seid clevere Kinder, meine Sternchen. Tut eurer Kaasan einen gefallen und versteckt euch oben im Wandschrank, wenn etwas passieren sollte, ja?“

Kiho und ich hatten uns mit aufgerissenen Augen angesehen, doch er hatte mehr Angst und ergriff feste meine kleine Hand mit seiner.

Doch dieses Mal, klopfte keiner an die Tür und fragte freundlich um Eintritt. Dieses Mal haute eine wütende Meute an die Tür, versuchte sie einzutreten. Verrücktes Gelächter war zu hören, dann wieder wütende Ausrufe. Steine wurden gegen die Fenster geschleudert, doch es entstanden lediglich kleine Risse.

 

Ich wusste, dass sie bald nicht mehr klein bleiben würden.

 

Wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst. Todesangst.

 

Ich wusste nicht, was hier vor sich ging und wusste nicht was zu tun. Meine Augen füllten sich mit Tränen, doch ich versuchte die Tränen zurückzuhalten und stark zu bleiben. Für Kiho, der schon angefangen hatte zu weinen. „Imouto, Kaasan hat gesagt ...“

Kaasan hat gesagt. Ich nickte ihm selbstsicher zu, doch fühlte alles andere als das. Mein rasendes Herz fühlte sich an, als würde es jeden Augenblick aus meiner Brust hervorbrechen, meine Lungen füllten sich mit zu viel Luft, und so unregelmäßig, dass ich Angst hatte ich würde anfangen zu hyperventilieren, oder meine Lungen würden implodieren.

 

Das war doch dämlich. So dämlich. Ich war die Ältere hier, mental. Und doch war ich eingefroren und fühlte wie Kiho mich mit sich in ein anderes Zimmer zog und schließlich die Tür des Wandschrankes hinter uns schloss.

 

Was geschah hier? Was wollten diese Menschen von uns? Ich guckte Kiho mit einem leeren Gesichtsausdruck an, der es mit einem Besorgten erwiderte. Er drückte meine Hände in seinen und lächelte mich tapfer an. Obwohl ihm die Tränen unaufhörlich über die Wangen flossen.

 

Bis jetzt hatte ich gar nicht gewusst, wie stark mein Bruder eigentlich war.

 

Zeit schien endlos lang zu sein, als wir dort händchenhaltend im Kleiderschrank saßen und um, wie es uns vorkam, unser Leben bangten. Irgendwann wurde es ganz still.

 

Zu still.

 

Ich fragte mich, wo Kaasan war. Sie war dort draußen. Was war da draußen los? Und wo waren plötzlich die Leute hin?

 

Plötzlich öffnete jemand die Wandschranktür und zwei weißbekleidete Figuren standen dort, die uns mit indifferenten Gesichtsausdrücken ansahen.

„Sind das die Kinder?“, fragte der eine.

„Ja, die Mutter wurde heute Morgen ... Es scheint als haben einige Cranks bemerkt, dass sie immun war und sind daraufhin eifersüchtig geworden“, antwortete der andere.

Mein Körper hatte anscheinend eher als mein Bewusstsein realisiert, was die beiden dort von sich gaben und fing an zu beben.

‚Nein. Nein. Nicht schon wieder. Nichtschonwieder. Bittenichtschonwieder!’, dachte ich verzweifelt.

 

Tränen schossen mir erneut in die Augen und diesmal konnte ich sie nicht zurückhalten. Es war mir egal, dass ich geistig eigentlich schon älter war. So etwas sollte niemand durchmachen müssen. Nicht einmal. Und auch nicht zweimal.

„W-Wo ist unsere Kaasan?“, fragte Kiho besorgt und musterte die zwei Männer nervös. Er sah entkräftet aus. Ich konnte mir nicht vorstellen wie es ihm momentan erging. Seine Nase und Augen waren vom Weinen schon ganz rot geworden. Ich bezweifelte, dass ich besser davongekommen war.

„Denkst du die Kinder sind ebenfalls immun?“, fragte wieder der erste.

Ich hatte deren Worte noch immer nicht wirklich verinnerlicht. Die ganze Zeit schwirrte nur ein Gedanke in meinem Kopf: Kaasan war von uns gegangen. Sie war von uns gegangen worden.

Auf einmal durchflutete mich eine ungeheure Wut. Eine Wut auf die Menschen dort draußen, auf mich selbst, weil ich nicht wusste, was los war. Auf diese zwei Männer, weil sie Kaasan nicht geholfen hatten. Wer waren die überhaupt?!

 

„Wer seid ihr eigentlich? Warum seid ihr hier?“, fragte ich ruhig, doch meine Augen warfen Blitze auf die beiden. Für einen Augenblick sahen mich beide überrascht an; Augen wanderten zwischen mir und Kiho hin und her.

„Sie. Sie ist anders.“ Über diesen Kommentar war ich völlig perplex. Anders? War es mein Aussehen? Mein Auftreten? Mein britischer Akzent, den ich im Gegensatz zu Kiho und Kaasan noch vom vorherigen Leben hatte?

„Nein, beide sind anders. Nur sie. Sie scheint geistig erwachsener zu sein.“ Oh Gott ohgottohgottohgott, ich hätte nichts sagen sollen. Warum hatte ich den Mund aufgemacht? Und wie konnten die das so schnell erkennen?

 

Der Zweite beugte sich ein wenig zu uns runter und fing an auf uns einzusprechen: „Es tut mir Leid, Kinder. Aber eurer Mutter ist etwas ... Schlimmes zugestoßen. Da sind böse Leute draußen. Und sie sind krank. Sehr krank. Aber ihr könnt nicht krank werden. Und wenn ihr hier bleibt, dann werden sie euch aus Neid auch wehtun“, sagte er langsam, so, dass Kleinkinder es verstehen konnten. Er fuhr fort: „Wir sind von WICKED, und wenn ihr mit uns mitkommt, dass seid ihr sicher vor den Cranks. Aber es tut mir Leid euch sagen zu müssen, dass wir euch werden trennen müssen.“

 

Ich gefror zur Salzsäule und ein eiskalter Schauer fuhr mir über den Rücken. War das deren Ernst? Erst jetzt sickerten die Worte in mein Gehirn ein. Meine Finger fingen an zu zittern, und nur am Rande bekam ich mit, wie Kiho einen großen Aufstand machte und sich auf einen der Männer stürzte. „Niemand fasst Kihomi an! Ihr könnt uns nicht trennen, ich lasse nicht zu, dass ihr sie wegnimmt!“

 

Crank. Immun.

Immun. Crank.

 

Crankcrankcrankimmuneimmune ... Mit jeder Sekunde weiteren sich meine Augen ein Stück mehr in Horror. Mein Atem kam nur noch brüchig. Ich wurde totenfahl.

 

Plötzlich wurde ich gepackt und über eine Schulter geworfen. Erschrocken blickte ich auf und in die wütenden und zugleich von Panik verzerrten Augen meines Bruders. „Nein! Imouto!“, rief er außer sich.

„Nii-san!“, rief ich verzweifelt zurück und musste hilflos mit ansehen, wie er vom anderen Mann verschleppt wurde.

 

Immer noch läuteten alle meine Alarmglocken, als mein Gehirn mit der chaotischen, schrecklichen, oh so schrecklichen Situation anfing hinterherzukommen.

 

Wer seid ihr?

 

Wir sind von WICKED.

 

Oh Gott.

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